Ziele des Vereins

Der freie Chindsgi Roti Fabrik versteht sich als eine familienergänzende Tageseinrichtung. Ziel des Vereins ist es, einen Chindsgi zu schaffen, wo das Kind zu einem bindungs- und liebesfähigen, selbständigen und verantwortungsbewussten Menschen heranwachsen kann. Durch kontinuierliche Anwesenheit der Kindergärtnerinnen und der Kinder über lange Tagesabschnitte entsteht eine familienähnliche Atmosphäre. Die Oeffnungszeiten sollen so gestaltet sein, dass Alleinerziehende oder beide Elternteile teilzeitlich berufstätig sein können. Die Kinder werden, in Zusammenarbeit mit den Eltern von Fachpersonen begleitet, gefördert und betreut.

Elternmitarbeit

Im Turnus von 2 Wochen kochen die Eltern abwechslungsweise das Mittagessen im Chindsgi. Somit können sie die Entwicklung ihres Kindes in einer altersgemischten Gruppe direkt mitverfolgen. (Durch diese Mitarbeit können die Gesamtkosten gesenkt werden.) Sie sind auch zuständig für alles, was den Haushalt und dessen Organisation anbelangt. An sporadisch einberufenen Elternsitzungen wird Aktuelles besprochen und Auseinandersetzungen geführt.

Die Rolle der Kindergärtnerin

Die Kindergärtnerin schafft im Kindergarten eine Atmosphäre, in der sich die Kinder verstanden und angenommen fühlen. Dazu sind neben Fachwissen vor allem Liebes- und Beziehungsfähigkeit sowie selbständiges, verantwortungsbewusstes und tolerantes Handeln Voraussetzung. Die Kindergärtnerin pflegt einen partnerschaftlichen Umgang mit den Kindern. Sie begleitet, unterstützt, fördert, fordert und hilft, wo es nötig ist.
Die Kindergärtnerinnen arbeiten im Job-Sharing. Unterstützt werden sie jeweils durch eine(n) PraktikantIn. Ihre Arbeitszeit wird über die Präsenzzeit im Chindsgi, Vorbereitungs- und Fortbildungszeit noch von weiteren beruflichen Verpflichtungen bestimmt. Dies sind unter anderem:

a) Elternsitzungen
b) Elternberatung
c) Supervision und Austausch mit Kolleginnen
d) Teamsitzungen
e) Weiterbildung
f) Kontakte zu Fachleuten (Schularzt, Logopädie)
g) Zusammenarbeit mit Behörden, Sozialdepartement, Hochbauinspektoriat, Präsidialabteilung, etc.

Die Rolle der Eltern

Die Eltern des Chindsgi Roti Fabrik bilden die Trägerschaft. Sie entrichten den monatlich anfallenden finanziellen Beitrag, entsprechend dem Elternbeitragsreglement des Sozialdepartementes der Stadt Zürich. Mit dem Eintritt ihres Kindes in den Chindsgi, verpflichten sie sich zur regelmässigen Beteiligung am Kochen (14-täglich eine Mahlzeit) und Putzen (alle 12 Wochen), sowie an weiter anfallenden Arbeiten wie z.B Essensgeld-Buchhaltung -führen, Mitarbeit im Dachverband der freien Chindsgis Zürich, handwerkliche Arbeiten, Sponsoring organisieren, Kontraktverhandlungen führen mit dem Sozialdepartement, etc. Gewünscht wird eine konstruktiv unterstützende Mitwirkung im Chindsgialltag.

Leitideen und Aufgaben

Das Kind im Vorschulalter

Aufwachsen heute

Wie jeder Mensch lebt das Kind in einem bestimmten Verhältnis zu sich selbst, zu seinen Mitmenschen und zu seiner Umwelt. Das Hineingeborenwerden in eine bestimmte gesellschaftliche, kulturelle und familiäre Situation ist für das Kind ein Faktor, der sein Leben entscheidend prägen wird. Einige dieser Einflüsse sollen nachfolgend genannt werden.
Die Familienstrukturen wandeln sich. Kinder wachsen immer häufiger in Kleinfamilien auf, oder in neuen Familienformen, Kinder wachsen heute unter räumlich eingeschränkten Bedingungen auf (wenig Aussenraum, Verkehr, wenig unbewachte Spielplätze). Die Spielbedingungen und das Spiel haben sich verändert (Anfahrtswege, stark vorstrukturiertes Spielzeug). Kinder haben immer weniger Möglichkeiten, selber sinnlich handgreifliche Erfahrungen zu machen (Fernsehen, Video).

Grundbedürfnisse des Kindes

Im alltäglichen Verhalten sind Nachahmung der Umwelt und Spielen die Grundelemente der kindlichen Aktivitäten. In allem was es tut, lernt es. Fantasierend passt es die Realität seinen Vorstellungen und Wünschen an. Das Bedürfnis nach emotionaler und körperlicher Zuwendung ist stark ausgeprägt, gleichzeitig zeigen sich erste Bestrebungen zur Loslösung aus primären Bindungen. Das Kind bezieht die Welt – noch – auf sich selbst als Mittelpunkt, körperliche und psychische Empfindungen bilden eine Erfahrungseinheit. Das Bewegungsbedürfnis ist sehr ausgeprägt.

Folgerungen für den freien Chindsgi

Der Chindsgi unterstützt in seinen erzieherischen Bemühungen die Eltern. Er ist somit Teil des Gesamtsystems von Erziehung und Bildung und leistet einen eigenen Beitrag an die Entwicklung der Kinder. Wir nehmen folgende Aufgaben wahr:

  • Behutsame Ueberleitung des Kindes aus dem Familienkreis in
    erweiterte soziale Zusammenhänge (grössere, altersgemischte
    Kindergruppe, Kontakt zu Eltern anderer Kinder).
  • Erweiterung zusätzlicher Entdeckungs- und Erfahrungsbereiche
    des Kindes.
  • Fördern von kindlichen Fähigkeiten, Fertigkeiten und besonderen Begabungen.
  • Hilfe bei der Früherfassung von Gefährdungen in der Entwicklung
    des Kindes (z.B. Sprachfehler, psychomotorische Behinderung, etc.).
  • Unterstützung fremdsprachiger Kinder, Auseinandersetzung mit ihren Herkunftskulturen und Einführung in unsere Kultur.
  • Förderung der Gesamtperson und ihrer Individualität und Persönlichkeit.
  • Eingliederung «behinderter» Kinder in die Kindergruppe

Grundsätze der Erziehungsarbeit

Altersdurchmischung

Eine altersdurchmischte Gruppe bringt verschiedene Vorteile mit sich. Allgemein kommt es zu vielfältigen Begegnungen und Beziehungen unter den Kindern. Ausgeprägt dabei ist das nachahmende Lernen der Kinder untereinander. Bei diesem wechselseitigen Lernen übernehmen die anderen Kinder die Rolle der Miterzieherinnen. Die Kindergärtnerin steht somit weniger im Mittelpunkt des Gruppengeschehens.

Jüngere Kinder:

  • können in Spielgruppen mitspielen
  • lernen so selbstverständlich Regeln kennen
  • finden in älteren Kindern sprachliches differenziertes Vorbild
  • erfahren Zuwendung und Hilfe von älteren Kindern müssen lernen, dass auch ältere Kinder Bedürfnisse haben und nicht immer Rücksicht nehmen können.

Ältere Kinder:

  • können in natürlichen Situationen Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme, Verständnis für jüngere Kinder entwickeln. Sie können Möglichkeiten entsprechend Verantwortung für Kleinere mittragen, und dürfen ihre Hilfe und Zuwendung nicht aufdrängen.

Miteinander leben

Das Kind findet im Kindergarten Menschen, die den Tag mit seinen vielfältigen Situationen mit ihm leben: gemeinsam spielen, gemütlich essen, feiern, kochen, etc. Die Gestaltung des Alltags, sowie die Räumlichkeiten und das Angebot an Spielmaterial geben dem Kind Orientierungshilfen und vermitteln Geborgenheit.
Im Zusammenleben von Kindern und Kindergärtnerinnen spielen das Verhalten und die Persönlichkeit der Kindergärtnerin eine sehr bedeutsame Rolle. Ihre Einstellungen und Werthaltungen, ihre Begeisterungsfähigkeit, die Art und Weise, wie sie mit anderen Menschen umgehen und noch vieles mehr wirken prägend auf die Kinder. Wenn sie bereit sind, sich mit den eigenen Lebenszielen und Verhaltensweisen auseinanderzusetzen, kann ein gemeinsames Leben und Lernen stattfinden.

Lernen im Chindsgi

Lebensnahes Lernen bedeutet:
Das Geschehen im Chindsgi von den unmittelbaren Interessen, Bedürfnissen und Schwierigkeiten des einzelnen Kindes, bzw. der Kindergruppe bestimmen zu lassen, z.B. Geburt eines Geschwisters, in Trennung stehende Eltern, ausgestossen werden, Baustelle vor dem Haus, Feste, Jahreszeitenthemen, etc.
Der Tagesablauf setzt sich aus verschiedenen Phasen zusammen. Er gliedert sich in folgende Teile: Freispiel, geführte Aktivitäten, gemeinsames Essen, gemeinsame Aktivitäten, Ruhepause, Uebergänge. Am Wochenanfang bilden das sich Wiederfinden und Gruppenbilden, der Austausch von Erlebnissen und Verarbeiten derselben den Schwerpunkt. Der wöchentliche Wassertag im Hallenbad bietet den Kindern die Möglichkeit sich mit dem Element Wasser anzufreunden. Sie lernen Aengste abbauen, ev. Schwimmen und Freude am Plantschen und Wasserspielen, beim ausgiebigen Bauch und Haare einschamponieren und duschen betreiben sie Körperkultur. Einmal pro Woche nehmen die Kinder teil am Bewegungsmorgen im Gymnastikraum und erleben: Rhythmik, Darstellendes Spiel, Akrobatik, Tanz, etc.
Die Wiederholung des Tages- und Wochenablaufes geben dem Kind Halt und Sicherheit. Kleinere und grössere Rituale unterstützen diesen Prozess, damit sich das Kind wohlfühlen, einleben und entwickeln kann.

Entdeckendes Lernen

Der Chindsgi stellt den Kindern verschiedene Materialien zur Verfügung, mit denen sie umgehen, die sie verändern und gestalten können. Kinder lernen ihre Umwelt kennen, indem sie selber entdecken und erfahren; sie kommen vom Greifen zum Begreifen.

Freispiel

Dem Freispiel, bei welchem die Kinder wählen mit wem, was und wo sie spielen, räumen wir wichtige Bedeutung zu. Es nimmt im Tagesablauf die grösste Zeit in Anspruch. Freies Spiel bezeichnet alle Betätigungen von Kindern, die nicht durch bestimmtes Programm oder durch Aufforderung von Erwachsenen in Gang gesetzt werden. Dabei nehmen die Kinder Anregungen und Impulse, die sie aus der Umgebung erhalten, selbständig oder durch das Beispiel anderer Kinder auf. Sie entdecken selbständig Spielmöglichkeiten und Materialien, bauen sie in ihr Spiel ein und schaffen sich damit selbst offene Handlungssituationen. Kinder lernen im Spiel miteinander zu kooperieren, sich in andere einzufühlen, sich mit den Stärken und Schwächen der Andern abzufinden, auch einmal zurückzustehen, Toleranz zu üben, Streitsituationen friedlich zu lösen, sozial empfindsam zu handeln.

Erziehung und Förderung

Die Erziehungsziele im freien Chindsgi Roti Fabrik lassen sich grob in drei Kompetenz-bereiche aufteilen, welche in Wirklichkeit nicht immer voneinander zu trennen sind. Ueberschneidungen sind natürlich und unumgänglich.

Kompetenz ist nicht als zu erreichendes Ziel zu verstehen, sondern als «Entwicklung des Kindes in Richtung auf …..»

ICH – Kompetenz

Bei der Entwicklung von ICH – Kompetenz geht es hauptsächlich um das Verhältnis des Kindes zu sich selbst und um seine Fähigkeiten, sich unter dem Gesichtspunkt der eigenen Interessen und Möglichkeiten mit der Umwelt auseinanderzusetzen und zu wachsen.

Entwickeln von
Selbstvertrauen, Selbständigkeit und Selbstbewusstsein
Selbsteinschätzung, sich etwas zutrauen, seine Grenzen kennen Unterstützen von Initiative und Durchsetzungsvermögen Kennenlernen des eigenen Körpers Eigene Sexualität wahrnehmen, Unterschiede kennenlernen

Fördern von
Schöpferischem Handeln (im Werken, Zeichnen, Spielen) Wahrnehmen, Annehmen und Ausdrücken eigener Bedürfnisse und Empfindungen Lernen Konflikte auszutragen und zu verarbeiten (z.B. in Rollenspielen) Vertiefen von Erlebnisfähigkeit, Erfahrung mit allen Sinnen

Sozialkompetenz

Sie bezieht sich auf das Verhältnis des Kindes zu seinen Mitmenschen und zu seiner belebten Umwelt, auf seine Bereitschaft und Fähigkeit, Wünsche, Bedürfnisse, Interessen und Erwartungen anderer wahrzunehmen.

Entwickeln von
Beziehungsfähigkeit, Kooperation, Toleranz, Mitgefühl
(z.B. durch Geschichten, Freispiel, gemeinsame Gespräche) Konfliktfähigkeit

Fördern von Spielerischem Verhalten, Gedankenspielereien, Bewegung, Malen

Sachkompetenz

Sachkompetenz bezieht sich auf den Erwerb von sachbezogenem Wissen und Fertigkeiten. Sie dient als Grundlage einer verantwortungsvollen Handlungsfähigkeit. Die einzelnen Bereiche sollen sich auf der Umwelterfahrung und die Erlebniswelt des Kindes abstützen.

Unterstützen der körperlichen Entwicklung: Fördern der Grob- und Feinmotorik.
Sinnesschulung: Spiele mit verschiedenen Materialien wie Sand, Wasser, Feuer, Ton.
Fördern kognitiver Fähigkeiten: Wahrnehmungsschulung (Naturbeobachtungen, Zeichnen)
Problemlösungsverhalten entwickeln
Fördern des sprachlichen Handelns: Ausdrucksmittel entwickeln (Lieder, Verse, Gestik, Erzählen) Fördern des Musisch-Kreativen: Malen, Zeichnen, Werken, Dramatisieren, Tanzen, Erzählen.